Die Stadt Freiburg verliert drei Ausbildungsberufe – darunter auch den des Medientechnologen Druck – Eine bittere Entscheidung für unsere Branche
In einer Sitzung des Ausschusses Schule und Weiterbildung der Stadt Freiburg wurde am 23. November 2023 die Beschlussvorlage zur Verlegung u.a. des Ausbildungsberufs Medientechnologe Druck von Freiburg nach Lahr zur Beratung vorlegt. Im Rahmen der regionalen Schulentwicklung wurde in Absprache mit Regierungspräsidium und Land- und Kreisräten hinter verschlossenen Türen ein Plan entworfen, welche Ausbildungsgänge zukünftig wo noch angeboten werden sollen und damit die Ausbildungssituation für den Beruf des Medientechnologen Druck in Südbaden grundlegend zu ändern. Weder betroffene Ausbildungsbetriebe, die Gewerkschaft ver.di noch wir Branchenvertreter vpdm südbaden und Bildungswerk Papier, Druck und Medien waren vorab angehört oder informiert worden. Die Verlegung von Freiburg nach Lahr ist aus unserer Sicht weder notwendig noch sinnvoll. Folgen wären u.a. ein deutlicher Standortnachteil und der deutliche Verlust von Auszubildenden in Freiburg und insbesondere im Raum südlich von Freiburg, der es ohnehin durch Schweizer Konkurrenz sehr schwer am Personalmarkt hat. Eine Verschlechterung der Ausbildungsrahmenbedingungen (weitere Anfahrt, höhere Kosten, ggf. Internatsunterbringungen) wären völlig kontraproduktiv bei der ohnehin schwierigen Nachwuchsgewinnung. Als wir - Bildungswerk und Verband - nur wenige Tage vor der anberaumten Ausschusssitzung Kenntnis davon erhalten haben, haben wir sofort reagiert. Bereits in dieser ersten Sitzung am 23. November zeigte sich, wie wenig Informationen zum Thema seitens des Regierungspräsidiums vorgelegt wurden. Die meisten der anwesenden Gemeinderäte zeigten sich in der Sitzung überrascht und auch verärgert, ohne vorliegende valide Zahlen und Fakten in die Beratung gehen zu sollen und forderten das Vorlegen derer. Die Entscheidung wurde daher in den Januar 2024 verschoben. Seither hatte sich ordentlich Widerstand gegen dieses Vorhaben gebildet: Betroffene Ausbildungsbetriebe, das Bildungswerk Druck und der Verband sowie die Gewerkschaft ver.di haben sich mit umfangreichen Stellungnahmen an die zuständigen Institutionen und Gemeinderäte gewandt. Unsere Blitzumfrage im Dezember konnte mit Zahlenmaterial die Aussage des Regierungspräsidiums der ständig weiter zurückgehenden Ausbildungszahlen widerlegen – immer mehr Betriebe wollen weiter und wieder ausbilden. Wir haben in den letzten Wochen viele intensive persönliche Gespräche mit den einzelnen Fraktionen des Gemeinderates geführt, die Badische Zeitung hat mehrfach in Artikeln darüber berichtet und Leserbriefe hierzu veröffentlicht. Der Versuch der Stadt, die Beratungen in den Ausschüssen bis zum Entscheidungstermin nur noch hinter verschlossenen Türen abzuhalten, konnte damit verhindert werden. Am 25. Januar starteten wir – gemeinsam mit den ebenfalls betroffenen Floristen und Hauswirtschafter – vor dem Rathaus Freiburg eine Kundgebung und zeigten bei der an diesem Tag vorberatenden erneut angesetzten Schulausschusssitzung mit unserer Präsenz auf der überbesetzten Besucherempore wie wichtig uns dieses Thema ist. In der Gemeinderatssitzung am 30. Januar 2024 fiel nun die Entscheidung. Trotz aller schlüssigen und sehr umfangreich vorgebrachten Argumente, Fakten und Einwände gegen die Beschlussvorlage, wurde dieser – mit ganz knapper Mehrheit – zugestimmt. Dies zur großen Enttäuschung aller, die sich in den vergangenen Wochen sehr engagiert gegen dieses aus unserer Sicht für unsere Betriebe und Auszubildenden nachteilige Vorhaben eingesetzt haben. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung, des sich stetig verschärfenden Fachkräftemangels, der dringend notwendigen Integration von Zuwanderern in unsere Ausbildung und Wirtschaft brauchen wir gerade jetzt Investitionen in die Bildung und eine Stärkung der dualen Ausbildung. Diese Entscheidung ist daher für uns alle völlig unverständlich. Wir wünschen und können nun nur hoffen, dass unsere intensiven Bemühungen, die vielen geführten Gespräche und Aktionen aber mit Sicht auf die Zukunft nicht umsonst waren. Unsere Argumentationen für die generell dringend notwendige Stärkung der dualen Ausbildung und die deutliche Benennung der Mängel des Verwaltungshandelns in diesem Beschlussverfahren füh-ren hoffentlich dazu, dass zukünftig anstehende Verfahren zur Regionalen Schulentwicklung rechtzeitig, transparent, datengestützt und unter angemessener Beteiligung der Expertinnen und Experten - den Schulen, Ausbildungsbetrieben, der Gewerkschaft und den Berufsverbänden - vor Ort angegangen werden.