Branchenbericht: Deutsche Druck- und Medienwirtschaft

Historische Belastungen führen zu Produktionsrückgängen

Im Jahr 2022 kam es in der Druck- und Medienwirtschaft zu einem deutlichen Rückgang der Produktionstätigkeit. Der kalender- und saisonbereinigte Produktionsindex verzeichnete einen negativen Trend und sank im Jahresmittel um etwa 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit fällt der Rückgang im Vergleich zur durchschnittlichen Entwicklung der letzten 10 Jahre in diesem Jahr deutlich stärker aus.

Waren die Produktionseinbußen zu Beginn des Jahres trotz vorherrschender Lieferengpässe und steigender Kosten noch vergleichsweise gering und im Vorjahresvergleich aufgrund von Coronaeinschränkungen sogar positiv, so entwickelten sich die Produktionszahlen mit Fortschreiten des Jahres 2022 zunehmend negativ. Die Abkühlende Gesamtwirtschaft, eine sinkende Konsumneigung, hohe Inflationsraten sowie der allgemeine Trend zu signifikanten kostengebundenen Verkaufspreiserhöhungen trübten die Auftragslage der Betriebe in der Druck- und Medienwirtschaft im Jahresverlauf deutlich ein. Im ersten Quartal 2023 flachte diese Entwicklung zwar etwas ab, jedoch lag der saison- und kalenderbereinigte Produktionsindex im Quartalsdurchschnitt mittlerweile rund 15,6 Prozent unter seinem Vorjahresniveau.

Umsätze steigen preisbedingt an

Bedingt von gegenläufigen Effekten steigender Preis- und rückläufiger Produktionsentwicklung kam es im Jahr 2022 zu nominalen Umsatzsteigerungen bei gleichzeitigem Rückgang der realen Umsatzkennzahlen. Bei der Entwicklung der nominalen Umsätze überwogen trotz der im Zeitverlauf sinkenden Nachfrage die Preiszuwächse, sodass die Umsätze im Jahresdurchschnitt 2022 um rund 12 Prozent im Vorjahresvergleich anstiegen. Im Jahresverlauf verstärkte sich diese Entwicklung bis etwa zum Mai des Jahres 2022. Danach schwächte sich der Trend zunehmend ab. Im Dezember lag der saison- und kalenderbereinigte nominale Umsatzindex damit nur noch rund 3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Die preisbereinigte Umsatzentwicklung verlief im ersten Quartal überwiegend aufgrund statistischer Effekte [1] positiv, verlor jedoch mit dem Ende des ersten Quartals zunehmend an Dynamik. Mit dem fortlaufenden Produktionsrückgang lagen die realen Umsätze zunehmend unter ihren Vorjahreswerten. Im Dezember des Jahres 2022 lag der saison-, kalender- und preisbereinigte Umsatzindex rund 17 Prozent unter seinem Vorjahresniveau. Im Gesamtjahresvergleich lag er damit durchschnittlich rund 6 Prozent unter seinen Vorjahreswerten.

Bei der Betrachtung der Umsätze in den einzelnen Druck- und Mediensparten von Betrieben mit 50 oder mehr Beschäftigen verzeichnet die wertmäßig größte Sparte, der Druck sonstiger Erzeugnisse, mit einem Zuwachs der kumulierten nominalen Jahresumsätze von 14,7 Prozent das größte Umsatzplus. Auch der reale Rückgang lag mit rund 4,4 Prozent unter dem Branchendurchschnitt von 5,1 Prozent. Beim Druck von Zeitungen lagen die nominalen Umsätze nach den Rückgängen der Vorjahre zwar erstmals mit einem Plus von rund 8,5 Prozent über den Vorjahreswerten, jedoch drehte die preisbereinigte Umsatzentwicklung mit einem Verlust von rund 16,1 Prozent deutlich ins Minus.

Bei den Druckdienstleistungssparten von Betrieben mit 50 oder mehr Beschäftigten lagen die kumulierten nominalen Umsätze der Druck- und Medienvorstufe mit 8,6 Prozent im Plus, während die Druckweiterverarbeitung nominale Umsatzverluste von 5,5 Prozent verzeichnete.

Drastische Zunahme der Energie- und Druckpapierpreise

Im Jahr 2022 beeinträchtigten insbesondere die Auswirkungen des Ukrainekrieges die Preisbildung an den Beschaffungsmärkten für Energieträger. Die infolgedessen stark steigenden und hochvolatilen Preise für Erdgas und Elektrischen Strom sendeten Schockwellen durch die Wirtschaft. Hohe Verbraucherpreisanstiege sowie stark zunehmende Erzeugerpreise waren die Folge und wirkten sich sowohl direkt als auch mittelbar auf die Betriebe der Druck- und Medienwirtschaft aus. Zwar erreichten die Preise im Sommer 2022 ihren Höhepunkt und beschrieben in Folge eine rückläufige Tendenz, jedoch lagen sie im Jahresmittel deutlich über ihren Vorjahreswerten. Sowohl die Börsenpreise für Erdgas als auch für Elektrischen Strom stiegen im Jahr 2022 durchschnittlich um 182 Prozent bzw. 195 Prozent an.

Die ohnehin durch Coronanachholeffekte und die zu Jahresbeginn 2022 vorherrschende Engpasslage sowie die einem signifikanten Aufwärtsdruck ausgesetzten Druckpapierpreise, erreichten aufgrund des energieintensiven Herstellungsprozesses in der Papierherstellung neue historische Höchstwerte. Zwar konnte auch hier im Jahresverlauf eine Abschwächung des Aufwärtstrends, gefolgt von einer Trendwende, beobachtet werden, jedoch lagen die vom Statistischen Bundesamt berechneten Preisindizes für grafische Papiere und Zeitungdruckpapier im Jahresmittel rund 52,9 Prozent bzw. 89,8 Prozent über dem entsprechenden Vorjahresniveau.

Historische Anstiege bei Verkaufspreisen für Druckereileistungen

Im Jahr 2022 verzeichnete die Druck- und Medienwirtschaft den größten Preisanstieg seit Beginn der Zeitleiste. Der vom Statistischen Bundesamt veröffentlichte Preisindex verzeichnete einen durchschnittlichen Anstieg von 19,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und übertraf damit deutlich die vorherrschenden Erwartungen zum Ende des Jahres 2021.

Der Preisanstieg begann bereits im Jahr 2021, verstärkte sich aber im ersten Quartal 2022, wobei allein im Januar starke Zuwächse von rund 4,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat und etwa 9,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet wurden. Im weiteren Verlauf des Quartals stiegen die Preise weiter, wenn auch weniger stark als im Januar. Insgesamt führte dies zu einem durchschnittlichen Anstieg von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Im zweiten Quartal setzte sich dieser Trend fort, und die Preise lagen am Ende des ersten Halbjahres etwa 21,3 Prozent über dem Vorjahreswert. Im zweiten Halbjahr schwächte sich der Preisanstieg insgesamt leicht ab, verzeichnete jedoch immer noch ein Wachstum von rund 9,2 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr. Das bedeutet, dass die Verkaufspreise im ersten Halbjahr einen im Vorjahresvergleich mehr als doppelt so starken Anstieg aufwiesen, wie im zweiten Halbjahr.

Die Ursachen der Preisanstiege liegen hauptsächlich in den Anstiegen der Preise für Vorprodukte und Betriebsmittel, insbesondere Druckpapiere und Energie, begründet. Einerseits zeigte dies, dass eine signifikante Kostenweitergabe der Betriebe möglich war, andererseits trug die Preisentwicklung in Verbindung mit dem allgemeinen Inflationsgeschehen und der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung auch zu der Reduktion der Nachfrage bei.

Überwiegende Produktionswertzunahme aller Druckerzeugnisse

In sämtlichen Produktgruppen, die der Sparte der Druckerzeugnisse zuzuordnen sind, wurden steigende Produktionswerte verzeichnet. Gegensätzliche Entwicklungen beschränkten sich hauptsächlich auf Produktionsverfahren und Produktarten, nicht jedoch auf die übergeordnete Produktgruppe. Ein Großteil der Produktionswertzunahmen sind dabei auf die gestiegenen Verkaufspreise zurückzuführen.

Der Gesamtwert der Produktion von Druckerzeugnissen und Druckdienstleistungen stieg um 10,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 13,5 Mrd. Euro. Druckerzeugnisse wuchsen überdurchschnittlich stark um 12,5 Prozent, während Druckdienstleistungen um 1,5 Prozent zurückgingen. Der Werbedruckbereich war mit rund 38 Prozent aller Druckerzeugnisse der weiterhin wertmäßig bedeutendste Bereich und verzeichnete im Jahr 2022 einen Wertzuwachs von 17,2 Prozent. Prospekte (+19,4 Prozent), Kataloge (+20,2 Prozent), Mailings (+5,1 Prozent), andere Werbedrucke und -schriften (+15,1 Prozent) sowie Geschäftsberichte (+10,1 Prozent) zeigten deutliche Zugewinne. Bei Plakaten gab es Unterschiede in den einzelnen Druckverfahren, wobei Offset- und Digitaldruck wuchsen, während Tiefdruck weiter rückläufig war.

Zeitungen/Anzeigenblätter (+12,7 Prozent) und Zeitschriften (+15,7 Prozent) verzeichneten trotz rückläufiger Auflagen einen starken Wertzuwachs. Bedruckte Etiketten wuchsen um 9,2 Prozent. Die Sonstigen Druckerzeugnisse wiesen ein unterdurchschnittliches Wachstum von 2,9 Prozent vor, blieben aber über ihren Vorcoronawerten. Bücher (+12,9 Prozent) und Kalender (+27,4) zeigten ebenfalls starke positive Produktionswertentwicklungen. Rückläufige Werte konnten lediglich im Bereich der Druckdienstleistungen beobachtet werden. Während die Druckweiterverarbeitung noch einen vergleichsweise geringen Wertzuwachs von rund 1,4 Prozent verzeichnen konnte, sanken die Produktionswerte der Druck- und Medienvorstufe um 3,3 Prozent ab.

Insolvenzwelle bleibt 2022 aus, Fachkräftemangel spitzt sich zu

Im Jahr 2022 hatte die Druck- und Medienwirtschaft mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen, darunter steigende Kosten, Materialengpässe und Spätfolgen der Coronakrise. Trotzdem waren die Auswirkungen auf die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen vergleichsweise moderat. Insgesamt wurden 54 neue Insolvenzverfahren eröffnet. Dies ist der zweitniedrigste Stand seit dem Jahr 2001. Der absolute Anstieg von nur 7 zusätzlichen Insolvenzverfahren deutet darauf hin, dass die Situation insgesamt noch auf einem niedrigen Niveau liegt. Der Anteil der betroffenen Betriebe an der Gesamtzahl der Unternehmen in der Branche blieb mit einem Anstieg von 0,1 Prozentpunkten auf 0,8 Prozent weiterhin niedrig.

Laut Angaben des ZAW stiegen die Ausbildungszahlen bei den Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr um 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Trotz dieser positiven Tendenz und im Jahresverlauf überwiegend rückläufiger Produktions- und Beschäftigtenzahlen verschärfte sich die angespannte Situation der Druck- und Medienunternehmen bei der Rekrutierung ausreichend qualifizierter Fachkräfte weiter. Laut dem Branchenindikator für den Fachkräftemangel in der Druckindustrie, der auf den Konjunkturumfragen des Ifo-Instituts basiert, gaben die Unternehmen für das Jahr 2022 vermehrt an, Produktionsbehinderungen aufgrund eines ausgeprägten Mangels an qualifiziertem Personal zu verzeichnen. Im Vorjahresvergleich stieg der Branchenindikator im Durchschnitt um 35 Prozent. Im Jahresmittel gaben rund 43 Prozent der Unternehmen an, von Produktionseinschränkungen durch den Mangel an Fachkräften betroffen zu sein.

Ausblick für das Jahr 2023

Im ersten Quartal 2023 zeigte die Druck- und Medienindustrie eine leichte Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Entwicklung. Obwohl sowohl die Produktionsaktivitäten als auch die nominalen und realen Umsätze von Januar bis März weiterhin rückläufig waren, war der Rückgang im Vergleich zum starken Einbruch im vierten Quartal 2022 etwas abgemildert. Die saison- und kalenderbereinigten Produktions- und Umsatzindizes verzeichneten im ersten Quartal 2023 einen Rückgang von 0,6 Prozent bzw. 2,1 Prozent gegenüber dem vorherigen Quartal (im Vergleich zu einem Rückgang von 1,5 Prozent bzw. 6,7 Prozent im Vorquartal).

Die größte Herausforderung für eine Erholung der Branche liegt in der unterdurchschnittlichen Auftragslage. Eine wesentliche Ursache dafür ist die fortgesetzte Inflation, sowohl bei Verbraucher- als auch bei Erzeugerpreisen im Jahr 2023. Zwischen Januar und Mai 2023 lag die durchschnittliche Inflationsrate trotz eines rückläufigen Trends, im Mittel bei etwa 7,6 Prozent bzw. 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch die weiterhin gedämpfte Konsumneigung sowie eine voraussichtlich stagnierende gesamtwirtschaftliche Entwicklung im Jahr 2023 können nur begrenzt zu einer kurzfristigen Stabilisierung der Nachfrage nach Druckereileistungen beitragen. Die Betriebe der Druck- und Medienwirtschaft sehen dem weiteren Jahresverlauf daher mit gemischten Erwartungen entgegen. Zwar fallen diese deutlich positiver aus als noch im 2. Halbjahr 2022, jedoch liegen sie damit weiterhin hinter den Niveaus der Vorkrisenjahre zurück.

Vorläufige Entspannung an den Energiemärkten

Im laufenden Jahr beruhigte sich Lage an den Energiemärkten weiter. Sowohl die rückläufige Preisentwicklung bei Erdgas und Elektrischem Strom als auch der gute Füllstand der Gasspeicher haben signifikant zu einer Entspannung auf den Energiemärkten beigetragen. Im ersten Quartal 2023 lagen die Börsenpreise für Elektrischen Strom und Erdgas rund 57 Prozent bzw. 50 Prozent unter dem Jahresdurchschnitt von 2022, blieben jedoch immer noch um 47 Prozent bzw. 20 Prozent über dem Durchschnitt von 2021. Auch die Preise für Neuverträge sanken entsprechend ab. Es bleibt jedoch fraglich, ob dieser Trend anhält. Bei den Strompreisen, stehen die Zeichen aufgrund der systemischen Kosten der Energiewende und den durch den Ukrainekrieg notwendig gewordenen energiepolitischen Veränderungen nicht auf eine nachhaltige Rückkehr der Preise auf Vorkrisenniveau. Bei Gas bleibt die Situation weiterhin abhängig von externen Effekten. Obwohl die guten Füllstände der Gasspeicher die Preisbildung im Jahr 2023 weniger beeinflussen werden, birgt ein kalter Winter nach wie vor Risiken für die Versorgungssicherheit. Zudem ist der Import von Gas über LNG-Terminals kostenintensiver als das substituierte Pipelinegas.

Trendumkehr bei den Preisen für Druckpapiere

Auch die Preise für Druckpapiere gaben in den ersten Monaten des Jahres 2023 sortenübergreifend sichtlich nach. Die geringe Nachfrage, verbunden mit rück-läufigen Energie-, Zell- und Holzstoffpreisen sowie den bereits im Sommer 2022 eingebrochenen Altpapierpreisen, erhöhen den Abwärtsdruck und zwingen die Hersteller von Druckpapieren, ihre Preise den neuen Gegebenheiten anzupassen. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Preise für grafische Papiere und Zeitungsdruckpapier im ersten Quartal 2023 etwa 1,4 Prozent bzw. 9,1 Prozent unter den Vorquartalswerten. Im Vergleich zu den Vorjahren bleiben die Preise jedoch auf einem insgesamt hohen Niveau (+43,1 Prozent bzw. +52,7 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2021). Inwieweit sich die Preise stabilisieren werden, hängt maßgeblich von der weiteren Entwicklung der genannten Faktoren ab. Die veränderte Kostenlage der Papierhersteller lässt jedoch darauf schließen, dass eine vollständige Rückkehr der Preise auf das Vorkrisenniveau nicht zu erwarten ist.

Branchensituation bleibt angespannt

Insgesamt ist die Lage der Unternehmen der Druck- und Medienwirtschaft vom weiteren Verlauf der makroökonomischen Entwicklungen abhängig. Das Ausmaß, in dem sich diese jedoch in den Produktions- und Umsatzzahlen niederschlägt, lässt sich aufgrund der zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in der aktuellen Situation nur begrenzt abschätzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich insbesondere die Energiemärkte entwickeln und wie sich dies auf Verbraucher- und Erzeugerpreise auswirkt. Seit ihren Anfängen sah sich die deutsche Druck- und Medienbranche immer wieder großen Herausforderungen gegenüber und konnte diese stets mit unkonventionellen Lösungen und unternehmerischem Geschick bewältigen. Obwohl die Lage nach den Ereignissen des letzten Jahres schwierig ist und die Geschäftsrisiken durch Preisvolatilität, Kostenbelastungen und geopolitische Faktoren geprägt werden, hat sich die Branche auch im Jahr 2023 als den Umständen entsprechend widerstandsfähig erwiesen. (bvdm)

[1] Coronabedingte Einschränkungen im Referenzquartal

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